Als Unternehmer reden Sie täglich mit Kunden und Mitarbeitern, doch viele Selbständige suchen noch nach ihrer “öffentliche” Stimme. Woran liegt es, dass nur wenige Unternehmer die Chancen der neuen Medien nutzen? Über diese Frage habe ich am Wochenende bei einem bundesweiten Kongress mit anderen Unternehmern diskutiert.

Alexander Christiani, Foto: Wolfgang List

Alexander Christiani hat es gelernt, auf großen Bühnen zu stehen. Obwohl er bekennt, eher introvertiert zu sein, merkt ihm das heute keiner mehr an. Er ist ein guter Beleg für meinen Artikel “Leise gewinnt: Als Gastgeber des jährlichen Kongresses “1000-Augen-Kommunikation”  steht er selbstbewusst vor einer großen Gruppe von Unternehmern. Seine Botschaft ist laut und klar: “Nutzt die sozialen Netzwerke, erzählt Eure Geschichten als Unternehmer!”

Woher kommen die Hemmungen, aktiv zu werden?

In den Diskussionen und Gesprächen am Rand wird mir klar, dass viele meiner Kollegen, die Unternehmen leiten, noch Vorbehalte haben. Die meisten Teilnehmer sind über 40, gehören also nicht zu “Digital Natives”, den Ureinwohnern des Internets. Sie alle haben eine Homepage – das ist selbstverständlich. Doch mit Facebook, Twitter und Co. sind nur die wenigsten vertraut.

Alexander Christiani ermutigt die Teilnehmer, ihre Stimme als Unternehmer zu finden. Zum Beispiel weist er auf Steve Jobs hin, der im Gegensatz zum Mitbewerber Samsung selbst in der Öffentlichkeit seine Produkte präsentierte und Apple damit zum Weltmarktführer brachte.

Beim genauen Zuhörern in den Pausen spüre ich: Etliche Unternehmer bleiben zurückhaltend: Manche haben mit Ängsten zu kämpfen: Will ich als selbständiger Handwerker, als Ingenieur, als Kaufmann mit meinen Team wirklich aktiv in die Öffentlichkeit gehen? Und wie soll das Ganze in einer ohnehin vollen 60 oder 70 Stunden Woche auch noch Platz finden?

Was ich von Vorbildern lerne

Ich kann ihre Zurückhaltung gut verstehen, zumal ich selbst seit Jahren – zuerst euphorisch, dann zunehmend kritisch – die sozialen Netzwerke ausführlich getestet und vieles ausprobiert habe. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, in welchem Bereich Facebook oder Pinterest sehr gut zu nutzen sind und wo sie deutlich überschätzt werden.

Dann betritt Boris Thomas die Bühne, ein waschechtes Nordlicht, “Unternehmer aus Leidenschaft”, wie er selbst sagt. Sein Großvater Karl hat 1935 eine Möbelfabrik gegründet. Der Enkel leitet heute “Lattoflex” und baut mit seinen Mitarbeitern Bettsysteme, die den Rücken entlasten. Boris Thomas ist ein Macher, und deshalb hat er dieses Jahr im Urlaub seinen “Unternehmerblog” gestartet. Dort schreibt er, was ihn als Mittelständler umtreibt.

Der nächste Schritt

Schnell wird den Zuhörern klar: Boris Thomas hat seine Stimme als Unternehmer gefunden. Deshalb habe ich ihn auch direkt nach seinem Vortrag interviewt und werde seine Geschichte und die persönlichen Erfahrungen in Kürze hier auf meinem Blog ausführlich vorstellen.

Doch was mich besonders freut: Der Kongress hat etliche Kollegen ermutigt, künftig ihre Stimme als Unternehmer zu nutzen und selbst einen Blog zu starten. Einige haben mich gebeten, ihnen bei der Umsetzung zu helfen. Sie wollen jetzt – wie Boris Thomas sagt – “es einfach mal tun!”